Motorrad Operation Wüstenritt 2012 Reisen

Verfolgt auf der Route 663 min read

3. Mai 2012

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Verfolgt auf der Route 663 min read

So gemütlich kann man also auch fahren, wenn man keinen Zeitdruck hat: Willi schien als Guide jede Sekunde und jeden Meter zu genießen – jedenfalls rollte er ganz gemütlich auf dem löchrigen Betonstreifen namens Route 66 entlang, scheinbar immer mit dem Gefühl, irgendetwas verpassen zu  können, wenn er nur etwas schneller führe. Trotzdem wurden wir das Gefühl nicht los, hartnäckig verfolgt zu werden.

Nachdem am Morgen eine 75 (!) köpfige Bikertruppe aus Brasilien mit ihren Mietmoppeds den Hof des Best Western geräumt hatten, kamen wir endlich zum Zug und kreuzten dank Willis Navi noch ein wenig durch Barstow. Dann endlich hatte es geschnackelt und wir befuhren die 66. Recht bald hatten wir das legendäre Bagdad Cafe erreicht und tranken erst mal in Ruhe einen Kaffee. WOllten wir jedenfalls. Denn es dauerte nicht lange, da fielen erneut die Geführte-Gruppen-Harley-Fahrer ins eben noch idyllische Nest ein. „De Leibzscher sinn da!“ hörten wir sogleich, womit das wenigstens ansatzweise soeben mühsam aufgebaute beginnende Rouite 66-Feeling ansatzlos in sich zusammen fiel. Wir wehrten die Woher-Wohin-Fragen so gut es ging ab, murmelten etwas von Mexiko und fuhren ab. Die Straße wurde holprig, Loch an Loch versperrte uns den geraden Weg. Einige Meilen auf der Interstate hätten nur Puristen gestört, wir aber kannten die Holperfalle schon und wichen aus. Bis nach Ludlow kamen wir allein, aber als wir uns gerade in den waschechten noch real existierenden Diner gesetzt hatten, um einen Milchshake zu genießen, fiel die nächste Horde ein. Erbarmungslos wurden wir draussen trotz überbordenden Parkplatzangebotes zugeparkt, und als die ersten schon ihre reservierten Plätze eingenommen hatten, bastelten die letzten draussen noch immer mit dem zusätzlichen Seilschloss und Bremssscheibenschloss herum, damit ihnen die Karren auch ja nicht unter dem Hintern weggeklaut würden….

Amüsiert bugsierten wir unsere Bikes aus dem Wirrwarr und holperten weiter. Nicht weit war es bis Amboy, wo Roys Cafe einen weiteren Pflichtstopp darstellt. Dreimal dürft ihr raten, wer uns da schon erwartete: Jawoll, eine der nomadisierenden Harley-Truppen war schon eingefallen, hatte sich aber gerade abfahrbereit gemacht. So hatten wir das berühmte Zeichen von Roys Cafe für ein paar Schnappschüsse für uns allein, ehe wir uns wieder auf die nun viele Meilen weit kerzengerade verlaufende Route 66 stürzten. Wir genossen die endlose Weite, die Hoitze flimmerte über der einsamen Steppe, und nur die meilenlangen Güterzug-Monster der Santa Fe Railroad begegneten uns ab und an. Wir waren allein. Bis Fenner. Am dortigen Tankstellen-Restaurant saß sich die vorletzte Gruppe aus Ludlow schon wieder die Hintern breit und besetzte alle  verfügbaren Sitzplätze im Schatten. Glücklicherweise brauchten wir ein paar Minuten zum Zusammenstellen von Hot Dogs, enormen Kaffeeladungen und Nachmittagsgebäck, so dass anschließend draussen die Situation bereinigt war – wir hatten freie Platzwahl. Dies war die letzte Begegnung dieser Art für diesen Tag – dachten wir. Als wir uns gestärkt hatten, bogen wir von den Hauptstraßen des Tourismus ab und fuhren nach Laughlin. Die Casinostadt hatte gerade den alljährlichen Laughlin River Run hinter sich, zu dem Zigtausende Biker erscheinen. Eine Bullenhitze herrschte in den Straßen, wenig Autos waren unterwegs. Ich musterte ein vor mir fahrendes Auto genauer, als mir ein Aufkleber mit einem Biker auffiel. Auf gleicher Höhe schaute ich nach rechts zum Fahrer – und wer saß da? Der Reiseleiter einer der Bikergruppen. Freundlich grüßte er herüber, scheinbar genoss auch er die kurze Zeit ohne seine Anhängsel, die er sicher schon in irgendeinem Hotel abgeladen hatte.

Wir fuhren nun durch die Berge nach Kingman, wo wir noch flugs den Harley-Dealer aufsuchten. Schatzi, sei jetzt stark: Dieses Mal ging es leider nicht ohne eine negative Belastung unseres Kontos ab. Es war ein kurzärmliges Hemd. Ach komm, das wollte ich doch schon so lange… Nach deftigem Essen im Steakhouse, bei dem wir Spare Ribs und Prime Ribs verwechselten, es aber trotzdem göttlich schmeckte, fuhren wir ins Motel. Couponheft „RoomSaver“ macht es möglich, satte Rabatte zu bekommen. Eine schöne Sitzecke gibt es auch, also kann der Restabend beginnen.

2 Kommentare
  1. MuChri

    Hallo Jens, jetzt hat es geklappt, dass ich dir schreiben kann.Inzwischen dürfte sich ja einiges Spannende ereignet haben. Ich bin neugierig drauf und wünsche zunächst gute Weiterfahrt. Liebe Grüße. Mu.

  2. Knipser

    Hi Bro, schön dass es euch gut geht. Grüß mir die 66 und vor allem einen Gruß an Angel. So richtig kann ich mir das bei Dir mit der Hitze nicht vorstellen aber wenn Du es sagst dann wirds wohl stimmen. Ride Safe Walt

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