Motorrad Reisen Von Miami nach San Francisco 2009

Am Straßenrand Amerikas4 min read

23. April 2009

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Am Straßenrand Amerikas4 min read

Mittagsstunde am Highway 41.

Wenn man so durch die Gegend reist wie wir, bekommt man viel zu sehen. So erleben wir nicht nur die touristischen Hauptziele, sondern bekommen auch viele „backyard-looks“, Hinterhof-Blicke, auf die weniger glamourösen Seiten, und das am besten „roadside“, also direkt am Rand Amerikas sozusagen. Besonders hier in Florida könnten die Gegensätze auf kürzester Distanz kaum größer sein. Da geraten wir in Naples in eine der zahlreichen „resident-villages“, wo die Superreichen atemberaubende Häuser auf traumhaften Grundstücken am Golf von Mexiko bewohnen. Ein Streifenwagen folgt uns auf Schritt und Tritt, bis wir das Gebiet wieder verlassen haben. Kaum haben wir das Stadtgebiet verlassen und begeben uns etwas ins Landesinnere, säumen armselige und verblichene Holzhäuser die Straßen, gammeln vermüllte Vorgärten vor sich hin und fallen die vielen „FOR SALE“-Schilder auf.

Auch in den kilometerlangen Einkaufsmalls, die sich in nahezu jeder Kleinstadt Amrikas vor und nach dem sogenannten „CIty-Center“ links und rechts der Einfallstraße präsentieren, sind die Folgen der Krise bereits zu besichtigen. „Closed“-Schilder vorm Buick-Autohaus, „FOR SALE“ vor dem Gebäude einer ehemaligen Bank. Aber zwischen Naples und Ft. Meyers fahren wir endlos auf dem Highway 41, und die Malls links und rechts nehmen einfach kein Ende. Wenn Amerika eine Krise hat, dann versteckt sie die in ihren Malls jedenfalls ganz respektabel. Auf alle Fälle in Florida. Was im armen Süden los ist, werden wir in einigen Tagen sehen. Dort wird es sich nicht so glatt verstecken lassen wie hier an der Küste der Superreichen.

Doch der amerikanische Straßenrand birgt noch weit mehr als die mehr oder weniger verschämten Zeichen der Wirtschaftskrise. Wunderbar urige Holztempel zum Beispiel, in denen man kühles Bier und deftige (und gute!) Burger bekommt. Vier Kerle von der örtlichen Feuerwehr mampfen neben uns Cheeseburger mit einer ordentlichen Portion „French Fries“, also Pommes Frittes, und lauschen ihrem ständig quakenden Funkgerät. Zwei schwer tätowierte Biker, die aus New Hampshire kommen, warnen uns vor dem Verkehr in Florida: „Take care, drive safetly!“ Die burschikose Serviererin, wohl auch Chefin des Hauses, ermahnt uns noch, ihr eine Postkarte zu schicken und verweist auf dutzende Karten aus aller Welt, die sie an die Wände gepinnt hat.

Eine andere Bar 100 Meilen weiter ist nicht so gastlich. „Restrooms“ gibt es keine, dafür die amerikanische Variante des Dixie-Häuschens, das hier „“Sun Coast“ heißt. Ein sehr poetischer Name für ein derart profanes Geschäft… Die desinteressierte Bedienung gibt uns zu verstehen, dass es keine Limonade und auch keinen Kaffee gäbe. Wir trinken Cola mit Wasser und wundern uns. Eine Bar ohne Kaffee – das gibt es bestimmt in ganz Amerika nicht noch einmal. Als die wie 100 Jahre alt aussehende Besitzerin mit einem schmucken Sportwagen vor der Tür parkt, wundern wir uns aber nicht mehr. Sicher reicht es der rüstigen Dame, wenn sie die Raten für ihr Wägelchen mit der Bar verdient, und das schaft man sicher nicht mit Kaffee…

Aber weiter die Sraße entlang. Ein Schild warnt: „State Prisoners working“. Tatsächlich werkeln da ein paar Gestalten an einer Böschung mit Spaten und Spitzhacke. Aber sie haben keine gestreifte Häftlingskleidung wie Steve McQueen an und auch keine Eisenkugel am Fußgelenk. Und die Aufseher haben kein Gewehr in die Hüfte gestützt. AUf dem Highway 41, der „Tamiami-Highway“, der Miami und Tampa verbindet, liegen ein paar tote Krokodile am Straßenrand. Eines hat keinen Kopf mehr,  es konnte wohl einem Truck nicht schnell genug ausweichen. Für uns natürlich ein ganz und gar ungewohntes Bild. Wo zum Teufel liegen denn sonst noch Krokodile auf der Straße rum?

EIne sehr gute Sache mit dem Straßenrand ist auf alle Fälle noch zu erwähnen. Gewöhnlich finet man dort nämlich die vielen Hotels und Motels, die uns in der Regel sehr gastliche Unterkunft geben, breite amerikanische Betten aufweisen, eine Kaffeemaschine samt Kaffee und Tee bieten sowie mit kostenfreiem Internetanschluß schmeicheln. Heute ist es ein Travelodge-Motel, eine Kette, die landesweit Übernachtungen anbietet. Aber so schön es ist, aus dem Fenster auf die direkt davor geparkte Harley zu schauen und bei heruntergekühlten 18 Grad vornehm vor sich hin zu frösteln – ich gehe jetzt zum Strand. Der ist nur zwei Minuten Fußweg von hier – am Straßenrand entlang. Frieren kann ich auch zu Hause.

 

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Ein Kommentar
  1. MuChri

    hallo, es hat geklappt, aber jetzt bin ich doch zu müde, um noch weiteres zu schreiben. biba und liebe grüße.muchri.

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