Go east 2012

Istanbul3 min read

7. October 2012

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Istanbul3 min read

Nüchtern betrachtet, sind wir in Istanbul angekommen. Prosaischer ausgedrückt, hat uns eine andere Welt gefangen genommen. Denn hier ist alles ein wenig anders. Chaos, Lärm, Hektik – Ruhe gibt es praktisch kaum. Aber es funktioniert. Wie, bleibt rätselhaft. Skurril ist es allemal – in unseren Augen.

Schon die Anfahrt: Grenzübertritt OK, alles schnell, keine Wartezeit, die Beamten sind routiniert-gelassen. Die 230 km bis Istanbul sind schnell geschafft, die Straßen sind etwas schlechter als zuletzt in Griechenland, aber es geht. Die Vororte von Istanbul, der Flughafen – alles im Griff. Trotz ein, zwei Wacklern (wir haben kein Navi) steuern wir auf der Straße am Meer dem historischen Zentrum entgegen, biegen dann nach Gefühl in den Stadtteil Sultanamed ein. Sind zu früh, stehen an der Umfriedungsmauer zur Blauen Moschee. Ups, da müssen wir wieder raus. Rumkurven zwischen Touristenmassen auf extrem schmalen Straßen. Jetzt nur kein Gegenverkehr! Versuchen es an anderer Stelle neu, verfransen uns, fehlende Strassenschilder machen Orientierung schließlich unmöglich. Chaotische Szenen. Autos von vorn, hinten, links und rechts, dazwischen halsbrecherische Mopedfahrer und stoische Lenker von Lastenkarren, mit denen auch noch die größten Pakete wie Kühlschränke oder Waschmaschinen durch den dichten Verkehr bugsiert werden. Es hupt, man wendet inmitten der Massen, es geht nicht vor und nicht zurück. Wir mittendrin, und wir wissen nicht, wohin. Also passen wir uns notgedrungen an und halten bei nächster Gelegenheit in zweiter Reihe, das empörte Hupen hinter uns geflissentlich überhörend, und studieren gemeinsam mit Achim erstmal den Stadtplan. Sein Navi hat unser Hotel nicht gefunden, aber so ungefähr sollte es gehen. Also tauschen wir, wir fahren nun hinterher. Nun wird es immer enger, Nebenstraßen sind unser Geläuf. Es geht hinauf und hinunter, immer wieder Stop and Go, die Kupplung riecht schon wieder verdächtig. Schließlich fährt Achim auf steiler Straße links ran, auch ich halte auf steiler Flur und haue mit voller Kraft die Handbremse rein. Jetzt suchen die Mädels das Appartement, aber niemand kennt es. Minute um Minute vergeht, während vom Moped bis zum Reisebus alle um unser abenteuerlich mitten im Weg geparktes Gefährt herumkurven. Aber wo soll ich hin? Alle Straßen sind regelrecht verstopft. Als wir schon an Internetbetrug zu glauben beginnen, kommt die Erlösung. Irgendwer kennt den Besitzer, telefoniert ihn herbei, alles wird gut. Als Parkplatz entpuppt sich die enge Straße vor dem Eingang, halb auf dem zwanzig Zentimeter höheren Bürgersteig. Soviel zur Werbung „Parkplätze vorhanden“… Die Straße ist so eng, dass der Seitenspiegel eingeklappt werden muss. Die Fußball spielenden Kinder passen gerade noch so auf die Strasse…

Erster Ausflug in den Großen Basar, das große Drängeln ist aber nichts auf Dauer für uns. Mit viel Geduld kann man sicher schöne Dinge entdecken, aber für Tücher, Kissenbezüge und Goldschmuck haben wir eh kein großes Faible. Am nächsten Tag warten wir auf die Kids, die aus London einfliegen, essen erst mal was, besuchen dann noch Blaue Moschee und Hagia Sofia. Eindrucksvoll auf alle Fälle. Trinken Tee, sehen die Gläubigen beim Gebet mitten auf der Straße, sehen verschleierte Frauen. Den meisten Spaß aber macht unser Päuschen in einer Kneipe, als wir die Leute und das wilde Treiben auf der Straße begutachten.

Beobachtungen: das Polizeiauto als Caddy, aus dem uns hinten zwei Gefangene angrinsen und scheinbar triumphierend die aneinander geketteten Handschellen zeigten, Park- und Rangierchaos ohne jede Pause, das anatolische Bäuerlein, der sein uraltes Gefährt abwürgte und langsam rückwärts rollte, bis ihn die spontan aus allen Richtungen herangesprungenen Passanten festgehalten hatten und in eine karge Parklücke gehievt hatten. Da passt der Höllenlärm nachts halb vier voll ins Raster, als die Müllabfuhr anrückt…

Am nächsten Tag geht es per Bus auf Stadtrundfahrt – eigentlich nicht so unseres, aber mit wenig Zeit kann man so am meisten sehen. Am Taksim-Platz Päuschen, Kaffee und Omlett, naja. Dann in den Großen Basar, einige Mitbringsel erstehen. Das nervt sehr schnell und findet ein rasches Ende. Ausruhen, abendessen, reden…

One Comment
  1. MuChri

    Das klingt ja echt nach Abenteuer in einer anderen Welt, sicher sehr interessant und schön. Auf die Hektik kann man verzichten, aber sicher liegt die auch an der Großstadt. Trotzdem dachte ich, die Türken sind eher gelassen. Dann wünsche ich noch viele neue und schöne Eindrücke. Grüße an alle.MuChri.

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