Go east 2012 Reisen

Hellas: Sommer, Sonne und Antike5 min read

27. September 2012

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Hellas: Sommer, Sonne und Antike5 min read

Wir haben uns mal wieder bewegt – die Faulenzertage sind vorbei! Aber das tat mal so richtig gut… Nun bewegen wir uns wieder zwischen Griechenlands Extremen, zwischen schroffen Felsen und lieblichen Buchten, in Gebirge und an der Küste, und entdecken immer wieder atemberaubende Landschaften…

Zunächst wechselten wir auf Lefkada den Strand. Nach fünf Tagen am Katishma-Beach kurvten wir mit den Campern enge, kurvenreiche Haarnadelkehren zu den aufregendsten Orten der Insel hinunter. In den uralten Olivenhainen kratzten die Äste an den Autos, so dicht säumten sie die Wegelein hinab an die schroffe Küste. Nach einigen wirklich haarsträubenden Spitzkehren hatten wir wieder einen tollen Strand entdeckt – Gialos-Beach.

Nur eine Handvoll Leute sonnten sich dort. Aber einen Nachteil gab es doch – baden war etwas schwierig. Denn große Steine säumten das Ufer unter Wasser und machten ein Herauskommen aus der Brandung zu einem gefährlichen Unterfangen. Also fiel dieses Vergnügen aus. Am nächsten Morgen aber eine dicke Überraschung: Stich an Stich reihten sich die Bisse irgendwelcher Viecher an Jens‘ Armen und Beinen aneineinander. An die 40 zählte er und kratzte sich die folgenden Tage umso heftiger.

Besuch am südlichsten Punkt der Insel, am Leuchtturm am Cap Doukato. Dort befindet sich auch der lefkadische Felsen, der nach der Legende als Orakel für an Liebeskummer Leidende diente. Wer sich den über 70 m hohen Felsen hinabstürzte und überlebte, war den Liebeskummer los. Wer nicht überlebte, natürlich auch…

Die folgenden Kilometer über die Insel waren durchaus reizvoll zu nennen, denn die engen Straßen schlängelten sich entweder durch schroffe Felsenlandschaften oder an lieblichen Ufern entlang. Reizvolle Buchten mit sandigen Stränden boten sich dem Auge in andauernder Reihenfolge. So, ehe das jetzt hier zu poetisch wird: Irgendwann mussten wir ja wieder runter von der Insel. In Vonitasa trafen wir auf jene Küstenstraße, die uns schon 2010 während unserer Motorradtour so fasziniert hatte. Das einwandfreie Asphaltband wand sich Kilometer um Kilometer am Ufer entlang – eine Augenweide! Und dabei immer eine Handbreit an klassischer Geschichte vorbei… In Aktio beispielsweise schlug die Flotte von Octavian 31 v.Ch. die seiner Widersacher Antonius und Cleopatra, was ihm den Thron Roms sicherte (als Augustus) und den Niedergang der Römischen Republik einleitete. Alles schon mal irgendwie gehört, aber nun fährt man plötzlich mitten durch die Weltgeschichte. Jetzt weiß ich auch endlich, wie der Spruch „die fahren immer nur in der Weltgeschichte umher…“ zustande kam…

Schließlich kamen wir nach Messolongi. Hier finden sich endlose Salzfelder, in denen Salz gewonnen wird. Für die Griechen ist die Stadt für immer verbunden mit einer der mutigsten, aber auch blutrünstigsten Geschichten rund um den Befreiungskrieg gegen die Türken. Als 1826 nach monatelanger Belagerung 10 000 Bewohner einen Ausbruchsversuch wagten, wurden fast alle niedergemetzelt; nur 1800 Griechen überlebten. Seither steht der Freiheitswille von Messolongi beispielhaft für alle Unabhängigkeitsbewegungen. Die Salinen befinden sich zwischen Stadt und Meer und sind durch einen vier Kilometer langen Damm miteinander verbunden. Dort hinten, ganz am letzten Ende, befindet sich ein Sandstrand mit Duschen, Schirmen, Liegen und einer tollen Gastwirtschaft. Nur mit einem hatten wir nicht gerechnet: Mücken. Diese Plagegeister gaben uns noch den letzten Rest und bescherten uns eine schlaflose Nacht. Keine Chance, sich gegen diese völlig unnützen Tierchen zu wehren, die es doch nur darauf abgesehen haben, einen zu piesacken. Das Essen schmeckte in dem Restaurant, wo der Chef, ein junger Kerl, mit seiner Fireblade Japanerracer bis in den Gastraum fuhr, um dort zu parken. Nach ein paar Bemerkungen über die Unterschiede zu unseren Eisen, die wir so fahren, war das Eis aber gebrochen und der nächste Ouzu ging aufs Haus… Auch das baden war toll, aber die Mücken versauten so ein bisschen den Gesamteindruck. Naja. Man kann nicht alles haben.

Übermüdet und völlig zerstochen ging es nach einem Morgenbade ab in Richtung Delphi. Wieder entlang des Ufers auf spannenden Straßen, passierten wir den Zugang zum Peloponnes, die Stadt Patra. Sie ist seit 2004 mit einer gigantischen Brücke gesegnet, welche Festland und Peloponnes verbindet. Sehr beeindruckend, wie sich vier Pylone plötzlich 120 Meter hoch aus der Landschaft erheben…

Als wir gegen 14 Uhr kurz vor Delphi nochmal einen Fotostopp machten, fiel uns ein Schild „Camping“ ins Auge. Eigentlich machen wir das ja sonst nie, aber bei der Bullenhitze und der bevorstehenden Tour über die antiken Reste von Delphi lockte der angekündigte Pool einfach viel zu sehr. Also machten wir Stopp und erlebten unser blaues Wunder. So einen Campground hatten wir noch nie gesehen!  Die gesamte Anlage thronte über der Ebene zwischen Itea, der Hafenstadt, in der drei große Passagierdampfer festgemacht hatten, und Amfissa, einer Stadt etwa zehn Kilometer landeinwärts gelegen. Dazwischen befinden sich unendliche Massen uralter Olivenhaine. Faszinierende alte Stämme in grotesken Verrenkungen, soweit das Auge reicht. Von oben ein schier unendlich erscheinender Urwald, der graugrün schimmerte. In der Ferne sah man das Meer und die drei Kreuzfahrer, von denen einer gerade wieder ordentlich Dampf machte, weil seine Reise ihn wohl weiterführte. Die faszinierende Aussicht war aber noch nicht alles: Ein türkis schimmernder Swimmingpool lockte – immerhin zeigte das Thermometer fast 33 Grad an! Und noch was: Die gesamte Anlage war menschenleer. Nachsaison – das haben wir in Griechenland tatsächlich schon mehrfach erlebt. Also nicht gezögert, sondern gebucht. Und nach Delphi sind wir an diesem Tag auch nicht mehr gefahren. Wer will denn in dieser Hitze irgendwelche alten Steine anschauen… Viel besser war es, von da oben in die weite Eben hinunterzuschauen, den Dampfern beim ausschiffen aus der Bucht zuzuschauen und sich vorzustellen, wie seit tausenden Jahren die Menschen vom Hafen aus den beschwerlichen Aufstieg auf sich nahmen, um beim Orakel von Delphi mehr über ihre Zukunft zu erfahren…

Ein Kommentar
  1. MuChri

    Nicht zu fassen, jetzt kann ich problemlos schreiben,nur weiß ich gerade nicht was, weil ich gestern "gemailt" habe. Wollte mir nochmal die Fotos ansehen, die vermitteln einen Traumurlaub. Roomaaaaaaaaaantisch!! Liebe Grüße an alle Wohnmobiler. MuChri.

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